Agnes-Bernauer-Straße

Die Restaurierung und der Umbau der denkmalgeschützten Villa von Bruno Paul (1874–1968) vereinen die Wertschätzung der historischen Bausubstanz mit den Anforderungen an modernes Wohnen. Der zweigeschossige Walmdachbau aus den Jahren 1926–1927 verkörpert die Architektur der „Neuen Sachlichkeit“, die durch eine klare, funktionale Formensprache gekennzeichnet ist und sich bewusst vom dekorativen Jugendstil abgrenzt. Gleichzeitig sind in der Villa jedoch Spuren des architektonischen Expressionismus erkennbar.

Der schlichte Kubus spiegelt die Bauhaus-Prinzipien von Einfachheit und Zweckmäßigkeit wider. Die Bandfenster, ein Vertikalschiebefenster, sowie auskragenden Betonplatten des Vordachs und des Balkons greifen moderne Architekturelemente auf. Im Kontrast dazu verfremden das steile Walmdach, der Dreieckserker mit Übereckverglasung und der markante, spitzförmige Dachwassereinlauf das einfache Volumen auf expressive Weise.
 
Bei der Restaurierung wurde besonderer Wert auf die Erhaltung und Wiederherstellung der historischen Details gelegt. Die ursprüngliche Architekturpolychromie der Fassade, der Fenster und der Außengeländer wurde sorgfältig rekonstruiert. Der Kontrast zwischen der glatt verputzten Fassade und dem roh belassenen Sockelbereich schafft eine spannungsvolle Gliederung. Schlichte, weißliche Faschen um die Fensteröffnungen sowie ein Band unterhalb des Dachs heben sich dezent vom hellen Grauton der Fassade ab. Die metallenen Geländer des Balkons und die Eingangstüre sind in einem für die Bauzeit typischen Grüngraublau, welches Kupfer imitiert, gestrichen.
 
Die originalen Verbundfenster wurden saniert und energetisch auf den neuesten Stand gebracht, ohne dabei ihren historischen Charakter zu verlieren. Besondere Sorgfalt galt dem Erhalt des Vertikalschiebefensters, das nach der Restaurierung wieder funktionsfähig ist. 
 
Auch im Inneren der Villa bleibt die expressive Handschrift Bruno Pauls erhalten. Ein markantes Element ist die weißrotschwarze Treppe, die als skulpturales Objekt die Geschosse miteinander verbindet. Originale Details wie die Einbauschränke im Souterrain, der charakteristische Türgriff an der Eingangstüre, die besondere Typografie des eigens entworfenen Hausnummernschildes sowie die expressive Wandleuchte zeugen von Pauls Tätigkeit als Möbel- und Leuchtenentwerfer.
 
Einer der in München seltenen, modernen Zeitzeugen erstrahlt nach der abgeschlossenen Sanierung nun wieder in neuem, frischem Glanz.
 
Ort: Agnes-Bernauer-Straße, München-Laim
Auftraggeber: privat
Leistungen: Phasen 1-8
Fertigstellung: 2024
Wohnfläche: 170m2
 
Projektteam Knopp Wassmer Architekten: 
Markus Wassmer, Partner
Anna Diehl, Projekt- und Bauleitung
Linda Kick, B.A. Architektur
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